Hi Ha Ho liebe Irish-Fans,
ich bin’s, Vicco.
Nach langer Zeit möcht‘ ich heut‘ mal wieder Laut geben und von einem besonders schönen Abenteuer in Bischofsreut im Bayerischen Wald berichten. Aber seid nicht irritiert; ich drehe die Zeit ein bisschen zurück.
UND LOS GEHT'S.
Wenn ihr auf google maps - aber OHNE euch per Suche zum Ziel auf der Karte fliegen zu lassen!! - herausfinden wollt, wo denn Bischofsreut liegen könnte, dann - wenn ihr Freyung gefunden habt - was vielleicht schon nicht jeder/jedem sofort gelingt - in leicht steigender Linie in Richtung Tschechien weiter .... bis kurz vor die Grenze – zwischen Haidmühle und Philippsreut - liegt in gut 1.000 m Höhe das Örtchen Bischofsreut
... mit unserem Ferienhäuschen.
Der Standort des Ferienhäuschens (die Alleinlage und den phänomenalen Ausblick mal unberücksichtigt) ist fitnessorientiert:
Wer die Brötchen und/oder die Frühstückseier fußläufig oben im Dorf holt, muss locker 18-20% Steigung bewältigen.
... Ej...(wieso muss ICH eigentlich IMMER mit dabei sein beim Einkaufen? Ich bin doch nach dem Aufwachen auch noch etwas müdiglich und
möchte mich in meinem Urlaub nach einem ersten Pipi- und Kontrollgang am liebsten wieder hinlegen - ... wie das Frauchen .
In der anderen Richtung finden wir uns nach 400 m – dieses Mal mit 18-20% Gefälle – und nach Übertritt einer historischen steineren Fußgängerbrücke im tschechischen Nationalpark Böhmerwald wieder. Dort begeistern uns – egal ob mit oder ohne Schnee - die Riesen und Giganten unter den Tannen und eine Hochfläche mit Mooren, Wiesen und Unendlichkeit. ... Aber nur, nachdem wir wieder bergauf gestiefelt sind. So die Kurzbeschreibung des Paradieses direkt vor unseren Augen.
Zum ersten Frühstück war so toller Sonnenschein, dass wir eingemummelt auf der Terrasse sitzen konnten. Gute Gelegenheit für mich, den Bischofsreutern kund zu tun:
„Grüßt´s euch, Servus! Zuckerschnuterls Vicco is wieder do!“…
… und zur tschechischen Seite: „Ahoi, dobrý den! Vaše Vicco Cukrčumák je opět dělat!“
Thora vom Bauernhof nebenan kam gleich gelaufen. Zur Begrüßung gab‘s ein kleines Tänzchen im Kreis und dann viel zu erzählen. Schließlich haben wir uns 1 Jahr nicht gesehen.
Die erste Wanderung ging bei sonnig-leicht frostigem Wetter auf die tschechische Seite – da wo Kalte und Warme Moldau sich zu Smetanas berühmten Moldau (Vltava) vereinigen – landschaftlich mehr so Niederung und vielfach Birkenwäldchen und Moor- und Auenlandschaft im Böhmischen Nationalpark Šumava. Links von unserem Weg Kernzone 1 - also Zutritt verboten.
Wir sind gelaufen und auf eine romantisch durch das Moldautal verlaufende Eisenbahnstrecke gestoßen:…
... mit dem kleinsten Waldbahnhof Tschechiens - Černý Kříž (übersetzt: Schwarzes Kreuz – ein Ort mit 6 Einwohnern)...
... immerhin in früheren Zeiten mit Schnellzuganbindung bis nach Prag. Trinkhalle, Schnellzüge und Fernziele anfahren is` nicht mehr,
ABER dafür gibt man sich heute international mit wechselnder 3-sprachiger Anzeigetafel (tschechisch, deutsch, englisch), o lala.
Es waren allerdings keine Reisenden zu sehen und der Bahnhof wird bewohnt von vielen Katzen.
Bei dem roten Schild (bei dem auf Deutsch) bleiben Fragen offen. Hä, ich soll den Zug aufhalten?
Am Morgen danach war in unserer Bischofsreuter Ecke Nebel angesagt. So richtig dicker. Mir lag schon auf der Zunge: „Ooooch kommt, ich bleib heut‘ in meiner Privatsphäre und ihr in eurem Bett! Ich schlafe und ihr lest! Okay?!“
Aber ich sag euch, nur gut, dass wir den Faulenzia überwunden haben. Wir wurden sowas von belohnt. Allerdings mussten wir uns auch gehörig dafür anstrengen.
Ziel sollte der Plöckenstein werden - ein Gipfel in einem gewaltigen steinernen Blockmeer und mit 1.379 m die höchste Erhebung des tschechischen und österreichischen Böhmerwalds (direkt auf der Grenze liegend).
Vom Wanderparkplatz in Österreich aus ging es zuerst - im dichten Nebel – 400 Höhenmeter aufwärts zur Teufelsschüssel, einer imposanten Felsenburg aus Granitblöcken und einem Kultplatz.
Mit einem Mal war in ansteigender Höhe so ein toller Sonnenschein, dass ich beim Fotoshooting ganz schlimm blinzeln musste!
Der Sage nach trafen sich auf dem Berg die Teufel und Hexen bei Vollmond und machten Zaubereien gräulichster Art.
Die steile Gitterleitertreppe zur Schüssel bin ich nach oben gestürmt und gleich mal wieder zurück.
Hier ein ganz kurzes Filmchen davon auf meinem Zuckerschnuten-Fernsehkanal. Aber gleich hingucken, denn das Filmchen ist wirklich superkurz.
https://vimeo.com/channels/viccozuckerschnute/159854718
HUAAHH!!! Ich bin der rote Teufel und beherrsche jetzt diese Felsen! ... Shit, glaubt mir keiner!
Danach sind wir (nicht so ganz beabsichtigt) über einen langen, langen Weg wieder bis zum Ausgangsniveau unserer Wanderung – also wieder in den Nebel - hinabgestiegen, so dass wir, angelangt an diesem österreichisch-tschechischen Grenzhäuschen, ...
... wieder fast 600 Höhenmeter - diesmal sehr, sehr steil nach oben über wie wild durcheinander geworfene Granitblöcke im Nachtschränkchenformat
- bis zum Plöckenstein aufsteigen mussten.
Leichtfüßig und muskulös wie ich bin, macht mir das ja nicht sooo viel aus, aber...
... wann kommt denn das Frauchen hier oben an?
Wir haben uns viel Zeit zum Verschnaufen, Genießen, Beobachten, Staunen und Feixen genommen, z.B., als auf einmal Biker auf dem Gipfel auftauchten und recht ungläubig auf den Abstieg über das Geröllfeld schauten.
Nach der Überwindung des ersten Schrecks hat auch die Streichholzlandschaft einen tollen Reiz. Der abgestorbene Wald ist das Ergebnis heftiger Stürme und des Borkenkäferbefalls in den 90er Jahren. Die gute Nachricht ist: Hoffnungsvoll wächst dazwischen eine neue Baumgeneration heran.
Wir sind über den Wolken.... Ist das nicht der Wahnsinn?
Da ganz weit hinten sind in 150-200 Kilometer Entfernung die großen Berge der Alpen mit Dachstein, Zugspitze & Co. zu sehen.
Auch davon ein ganz kurzes Filmchen auf meinem Fernsehkanal:
https://vimeo.com/channels/viccozuckerschnute/159906342
Den Abstecher 300m hinab zum Plöckensteiner See, einem Gletschersee - nehmen wir uns das nächste Mal vor, denn der See, der wiederum in Tschechien liegt, lag im Nebel, der Weg hinab war vereist und wir waren spät dran. ... Ich verrat´ nur: wieder mal viel zu viel Gemütlichkeit beim ausgedehnten Frühstück.
Hier am Adalbert-Stifter-Obelisk geht es runter zum See.
Der Blick die Seewand hinunter. Da unten irgendwo ist das Wasser.
Der Rückweg führt uns über Dreiecksmark (Trojmezí), einer Säule, die die Grenzen dreier Länder markiert. Einmal um die Säule gerannt, bin ich Kosmopolit in 3 Ländern gewesen - Deutschland, Tschechien und Österreich. Klasse, nicht wahr?!
Danach ging es, wie in einer Rinne, immer nur noch bergab. Knapp vor der Dunkelheit sind wir wieder am Parkplatz angekommen. Das ist ein toller Tag geworden. Geendet hat er, wie er angefangen hat, mit viel Nebel.
Eine andere Grenzwanderung hat uns im Nationalpark Bayerischer Wald über den Siebensteinkopf zur Reschbachklause geführt. Dieser Stausee diente früher der Holztrift und ist heute ein stiller Bergsee mit zeitweisem Wegeverbot. Auch dort hat die Landschaft etwas gespenstisch Beeindruckendes.
So eine Unordnung hier auf dem Weg!
Nicht weit entfernt von der Klause ist die Quelle der Moldau, an der wir aber nicht waren.
Zu unserer letzten Wanderung gab es doch noch ein bisschen Winterfeeling, denn es hatte ein ganz klein wenig geschneit und es blies kalter Wind.
Auf dem Weg zum Haidel, zur Abwechslung mal ein Berg ohne Totholz, sondern richtig mit Baumbewuchs,…
…sind wir in tiefer Waldeinsamkeit durch das untergegangene Dorf Leopoldsreut gekommen. Hier in 1.100 m Höhe führten bis 1962, ohne Strom und fließend Wasser die letzten Einwohner von Leopoldsreut ein sehr, sehr hartes Leben. Im Winter war der Ort teils Wochen oder gar Monate abgeschnitten. Auf einer Postkarte haben wir gesehen, wie Bewohner wegen des hohen Schnees ihre Häuser nur über das Dach verlassen konnten. Heute stehen nur das Schulhaus und die Kirche noch.
Was ist das denn für ein Trimmtisch? Ich soll da hoch springen? Gesagt, getan. Brauchst doch nicht zu helfen, Frauchen!
Auf dem Haidel steht ein imposanter hölzerner Aussichtsturm.
Der sonst so tolle Panorama-Rundum- und Fernblick fiel so aus:
Puh, hat da oben ein eiskalter Wind gepfiffen. Seht und hört selbst, aber Vorsicht, es wird laut!
https://vimeo.com/channels/viccozuckerschnute/159902856
Im Übrigen lässt sich sehr gut sehen, wer von uns Drei da oben ein wenig „schisserig“ war, hi hi. ... ICH jedenfalls nicht!
Dass es in Bischofsreut auch Winter mit unglaublichen Schneemassen gegeben hat, belegt dieses Foto:
Wir haben nicht gezählt, wie oft wir zu Fuß oder mit dem Auto die Grenzen gewechselt haben. Solch ein Dreiländereck hat wirklich seine besonderen Reize, auch im kulinarischen Sinne für Zweibeiner.
Appetit auf Knödel? Auf nach Tschechien!
Kaiserschmarren zum Kaffee? Schnell mal rüber zu den österreichischen Nachbarn…
... und abends urige bayerische Gastlichkeit beim regionalen Bierchen, natürlich Hell.
Kein Wunder, dass die Zweibeiner danach in die Fastenzeit mussten.
So, liebe Irish-Fans. Das war der Bayerische Wald. Die Langlaufski sind in der Tasche geblieben, denn es war wie fast überall: schneefreie Zone.
Doch das hat unsere Erlebnisse nicht getrübt, denn die Wanderungen waren einfach überragend.
Bis denne.
Eure Vicco Zuckerschnute