Hi ha ho liebe Irish-Fans,
es gibt noch von einem Kurzurlaub zu berichten und zu zeigen. Ende September waren wir mit unserem Wohnwagen unterwegs, aber nur in der näheren
Umgebung und eigentlich, um die letzten Angeltage der Saison auszunutzen.
Unser Ziel: Im Thüringer Schiefergebirge der Naturcampingplatz Plothental - am Rand von Ziegenrück, der mit 667 Einwohnern fünft kleinsten Stadt Deutschlands. Die Zweibeiner lieben die Lage, den versteckten Charme und die verblichene Eleganz des einst sehr beliebten und jetzt etwas vergessenen Örtchens Ziegenrück sowie die grandiose Natur ringsum.
Der Campingplatz war um diese Jahreszeit fast menschenleer. ICH wäre ja mal lieber auf einen richtig gut besuchten oder gar überfüllten Euro-Campingplatz gefahren, so mit vielen Menschen, Kindern, internationalem Hundegebell und allerlei Halli-Galli. Da gäb’s für mich wenigstens WAS zu beobachten - und vor allem – würde ICH gesehen, angequasselt und beachtet werden - DAS liebe ich doch SO!
Aber Pft, im Plothental wieder mal nix dergleichen. Stellt euch vor: Es hat sogar 3 mal Schlafen gedauert, bis wir unseren einzigen Wohnmobil-Nachbarn mal ein „Guten Morgen!“ zurufen konnten. Wenn wir aufgestanden sind, waren die Nachbarn immer schon unterwegs; wenn wir losgezogen sind, waren sie noch nicht zurück und wenn wir wieder von unseren Trips zurückgekommen sind, waren sie schon wieder im Wohnmobil oder im Bettchen verschwunden. Nix mit Irish like Augenaufschlag, Schwänzeln & Konversation!
Mit Fliegenfischen war auch nix los. Lag aber nicht an den Zweibeinern, sondern am Hochwasser.
Also sind wir bei herrlichem Herbstwetter im Thüringer Schiefergebirge und Oberen Saaletal viel gewandert. Zwischen Schieferfelsen und auf Schieferwegen bergauf, bergab und wieder bergauf und wieder bergab, am mäandernden Saale-Flusslauf oder still gelegter Bahnstrecke entlang, zu einer Burg hinauf und über Hochplateaus wieder hinab. Manno gibt’s da Bergrücken mit steilen Hängen und tief eingeschnittene Täler mit Höhenunterschieden von oft 300 m und mehr, was für ein Mittelgebirge ganz schön viel ist.
Wusstet ihr,
… dass Schiefer vor über 400 Millionen Jahren in einem Umwandlungsprozess durch Druck, Wärme und Bewegung aus Meeresbodenschlamm entstanden ist? Je nachdem was oder wer wie lange gedrückt und geschoben hat (ICH war‘s NICHT!) und wie hart der Schlamm dadurch geworden ist, ist dann Krümelschiefer, Tafelschiefer oder Dachschiefer entstanden, der durch Gebirgsbildung gefaltet und horizontal und vertikal geschichtet und aufgestellt wurde – ganz durcheinander – ohne jeglichen Plan. SO war das – … oder so ähnlich. ICH war nicht dabei. IHR vielleicht?
Gehen wir lieber wandern! Davon verstehe ich mehr.
Überraschung! Mitten im Wald versteckt ein architektonisches Wunderwerk - die geile Ziemestalbrücke - ein 32 Meter hoher und 115 m langer Viadukt aus Gustave Eiffel ´s Zeiten (1893 – nur 4 Jahre jünger als der Eiffelturm). 55.00 Nieten halten den graziös wirkenden Stahlkoloss zusammen. Toll anzusehen, nicht wahr?
Mal sehen, ob ich den Träger unterspülen kann.
Das ist jetzt kein Fischaugen-Effekt: Die Brücke beschreibt tatsächlich einen Bogen und führt auch noch bergauf. Züge fahren nicht mehr drüber, nur gelegentlich Draisinen.
In Sichtweite gegenüber liegen die Ruinen einer mittelalterlichen Höhen- und Raubritterburg – der Wysburg. Da stapfen wir gerade hinauf und sind schon höher als der Viadukt.
Die Blindschleiche wurde beim Sonnenbad überrascht.
Mein Urteil zur Wysburg: Sehr interessant! Prima ausgegraben. Turm und Mauern bis zu einer bestimmten Höhe wieder aufgebaut und die Dimensionen und Gebäude der Burganlage anschaulich dargestellt und dokumentiert.
Kann ich mal was gucken gehen? Vielleicht mache ich noch einen wichtigen archäologischen Fund.
Einige Stunden, Anstiege und Täler weiter: Huch, die Sonne geht ja schon bald unter.
Wir müssen von der Hochfläche mal wieder runter ins Tal. Können wir nicht eine Abkürzung nehmen? Einfach gerade runter? …Nein!? Geht nicht, weil es zu steil ist? Guckt mal auf die Uhr! Wir müssen UNBEDINGT die letzte Autofähre über die Saale bekommen. Schwimmen tu‘ ICH nicht!
Wir haben die Mühlenfähre rechtzeitig erreicht. Sie ist die einzige Autofähre in Thüringen. Cool!
Jetzt nur noch den Höhenweg nach Ziegenrück finden, an der schönen Saaleschleife entlang …
… dann sind wir nach 28km und insgesamt 1.500m bergauf und 1.500m bergab wieder in unserer gemütlichen Wohndose angelangt. Ein bisschen müde bin ich nach so einer Tour schon!
Am Tag danach stand Kanufahren auf dem Plan - auf dem Hohewartestausee, dem „Thüringer Meer“. Die erste Stunde auf See war eine Katastrophe! Ich hatte einfach keinen Bock, mich wie ein Kanuprofi zu benehmen. Erstens war ich viel zu entwöhnt und zweitens hatte ich trotz (oder gerade wegen) den letzten Wandertagen keine Lust auf „nur Rumsitzen“.
Kann ich mal da drüben im Wald rumlaufen? Durfte ich aber nicht, …
… also hab ich lieber Frauchen ein bisschen genervt,
- indem ich ständig Vollkontakt gesucht habe, unbedingt auf ihrem Oberschenkel oder mit auf ihrem Sitz sitzen wollte,
- vor ihr sitzend beim Gucken über´n Bootsrand meinen Kopf keinen Zentimeter bewegt habe und Frauchen immer aufpassen musste, mir nicht mit dem Paddel einen Nasenstüber oder eine Kopfnuss zu verpassen, - ich ihr unbedingt den Rücken wärmen wollte, obwohl sie schon mächtig am Schwitzen war, ich beim Hin- und Herwandern im Kanu beinah über Bord gegangen wäre – 2 Beine hingen schon im Wasser, - ich … okay, ich mach‘ Schluss, aber über 2-3 gute Ideen, die ich hatte, könnte ich schon noch berichten.
Erst allmählich wurde es besser. Hier bin ich noch ein bisschen beleidigt, weil Frauchen-Admiral mir wegen Ungehorsam auf See das Kapitänspatent absprechen wollte. Konnte ich gerade noch durch Einsicht verhindern.
UND DANN: Nach zwei Stunden das erste Mal wieder festen Boden unter den Pfoten. Wisst ihr WAS da los war?! Ich war meschugge oder seekrank geworden und konnte nicht mehr geradeaus laufen! Um meinen wankenden Hin-und- Her-Wackelgang auszugleichen, hab‘ ich immer lustige Hüpfer zwischendurch gemacht. Meine Zweibeiner haben sich mächtig beeimert, sorry, belustigt über mich.
Na ja und meine Laune war auch wieder gut. Alles im Lot auf´m Boot - am liebsten stehend.
Nur zum Abschluss wurde ich noch einmal reichlich wunderlich:
Wir in der Bucht - wo das Auto stand – angekommen, die Zweibeiner ausgestiegen und angefangen Gepäck und Kanu-Utensilien zum Auto zu tragen. NORMALERWEISE springe ich ja immer gleich mit raus und laufe mit hin und her. Aber dieses Mal stand ich MINUTENLANG regungslos - wie angeklebt oder verwunschen – hab‘ geguckt und mich einfach NICHT von der Stelle bewegt…
… nicht MIT Schwimmweste, … nicht OHNE Schwimmweste, … nicht nach Lockrufen. …
Einfach immer stehen geblieben. Schlussendlich hat mich Herrchen unter den Arm geschnappt und auf den Boden der Realität gestellt. Da bin ich aus meiner Verzauberung erwacht. Was war da nur los mit mir?
Mein komisches Verhalten wurde gefilmt und kann im Doku-Filmchen von euch angeschaut und analysiert werden (Episode 3).
Gaaanz zum Schluss noch eine Offenbarung: Eine Sache, die schlecht für mich hätte ausgehen können: Ich mit Herrchen nach dem Aufwachen gleich den Berg gegenüber vom Campingplatz zum ersten Morgengang hochgestürmt. Frei laufend, denn bei Reh und anderem Kleingetier bin ich recht zuverlässig (toi, toi, toi) und reagiere auf HALT!
So ABER nicht unbedingt bei lachenden und fröhlichen Menschen und Kindern! … und unten auf der Straße kam eine Wandertruppe gelaufen, die MÄCHTIG lustig und fröhlich war. Das hab ich natürlich auf meinem hohen Berg mitbekommen. Herrchen witterte auf Grund der Entfernung und Höhenmeter keinerlei Gefahr, aber in mir erwachte sofort die Neugierde und
spontane Entschlusskraft, von der Lustigkeit dieser netten Mitmenschen was abbekommen zu wollen. Klappt ja auch meistens. Ich also nix wie los. Damit ich schneller unten bin, hab ich natürlich nicht den Wanderweg, sondern den Steilhang gewählt und mich nach Bergab-Sprint und letzten kühnen Sprung über den Straßengraben inmitten der Wandertruppe wieder gefunden. Die haben sich auch gefreut, … sind dann aber ziemlich schnell weiter gelaufen.
Ich stand dann dumm alleine auf der Straße rum. Herrchen war zwar schon auf dem Weg runter zu mir, befand sich aber noch im Berg. Also dachte ich mir, ich lauf‘ schon mal zum Campingplatz und zu Frauchen zurück. DIE wird staunen! Hab‘ aber die falsche Einfahrt
genommen und bin auf dem Gelände der benachbarten Villa gelandet. Im Garten der Villa musste ich natürlich - um den Weg zu finden - an den Büschen schnuppern und …
Inzwischen hatte der Hausherr meine Anwesenheit bemerkt und trat - gar nicht lachend - vor die Tür. Zum Glück kam das Herrchen außer Puste angelaufen, hat sich für mein Eindringen entschuldigt und mich im Leinenzwang abgeführt.
Er meinte dann zu mir, DAS solle ich nicht noch einmal machen! Okay, okay, ich versuch‘s mir zu merken, Herrchen! … Damit ich auch ja nicht vergesse, in DIESE Einfahrt nie wieder einzubiegen, hab‘ ich beim Rausgehen noch heimlich den letzten Busch markiert.
Dass Herrchen eigentlich mein Rumtänzeln alleine auf der Straße meinte und die Sorge darüber, dass ich unter die Räder hätte kommen können, ist mir erst klar geworden, als er mir ins Ohr flüsterte: „Ich hab so eine Angst um dich gehabt!“.
Ups, ich gelobe Besserung! Großes Irish-Terrier-Ehrenwort!
So, Ihr Lieben, das waren meine größten Fettnäpfchen, Abenteuer und Erlebnisse aus unserem Kurzurlaub in der Thüringer Heimat. Waren sie überhaupt spannend genug, sie bis zum Ende lesen zu wollen?
Bis denne. Eure Vicco Zuckerschnute
Das Episoden-Filmchen von mir als Freizeitkapitän mit Szenen von der Autofähre, im Kanu und meinem wunderlichen Verhalten könnt ihr euch hier anschauen:
https://vimeo.com/channels/viccozuckerschnute oder auch hier
https://vimeo.com/237953249
Viel Spaß dabei & vielen Dank fürs Lesen & Gucken!!