Cystinurie beim Irish Terrier (2) – Dr. Ulrich Merschbrock: Information für Tierärzte, Tierärztinnen und Besitzerinnen und Besitzer

  • Liebe Besucherinnen und Besucher von Irish Online,


    Dr. Ulrich Merschbrock hat ein Informationsschreiben zur Cystinurie beim Irish Terrier für seine Berufskolleginnen und Kollegen verfasst. Die Information richtet sich primär an Tierärztinnen und Tierärzte, die einen an Cystinsteinen erkrankten Irish Terrier Rüden behandeln.



    Falls Sie den Informationstext Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt übergeben wollen, können Sie ihn HIER herunterladen.


    Herzlichen Dank für Ihr Interesse an dem Thema.






    Sehr geehrte Frau Kollegin,

    Sehr geehrter Herr Kollege,


    Sie haben gerade bei einem Irish Terrier Rüden einen Harnblasenstein oder eine größere Menge Harnblasenkristalle entdeckt, die dem Tier klinische Beschwerden bereiten. Falls sich bei der Laboruntersuchung des Urins und/oder des Steines herausstellen sollte, dass es sich um einen Cystinstein handelt, bitte ich Sie herzlich im Interesse des Hundes um eine baldige Kastration!

    Der Irish Terrier ist seit über 100 Jahren als äußerst gesunde und robuste Hunderasse bekannt. Als einzige ernst zu nehmende und sehr seltene Erkrankung wird nur bei den Rüden in einem sehr niedrigen einstelligen Promillebereich die erblich bedingte Cystinsteinbildung in den harnabführenden Wegen registriert.

    Diese erbliche bedingte Cystinurie des Irish Terriers und Kromfohrländers wird zurzeit im Genetischen Institut der Vetsuisse Fakultät der Universität Bern unter der Leitung von Prof. Leeb erforscht und stellt eine Besonderheit der üblichen Cystinsteinvererbung dar.

    Bei der Cystinurie im Allgemeinen handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung von Säugetieren und Menschen, in der durch einen genetischen Schaden es dem Organismus unmöglich ist, überschüssiges, über die Niere ausgeschiedenes Cystin als Aminosäure aus dem Urin wieder in den Körper zurück zu resorbieren. Dabei kann eine zu hohe Tierproteinfütterung, eine Urin-pH-Wertabsenkung und zu geringe Flüssigkeitsaufnahme die Bildung von Cystinkristallen mit anschließender Cystinsteinen beschleunigen. Diese Steine setzen sich dann in den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre fest und können lebensbedrohliche Zustände hervorrufen.



    Leider gibt es nicht nur eine Form der Cystinurie, sondern es existieren mehrere Unterarten. Beim Menschen und einigen Hunderassen ist es schon vor Jahren gelungen, die genaue pathophysiologische Ursache, den Genmarker, den Vererbungsgang und auch damit einen passenden Gentest zu finden. Leider sind die Verhältnisse beim Irish Terrier, beim Kromfohrländer, Mastiff und weiteren anderen über 60 Hunderassen anders und komplizierter, so dass wir hier noch ziemlich im Trüben fischen. Seit über 10 Jahren ist jedoch bekannt, dass diese nur beim Rüden beobachtete Erkrankung sofort gestoppt wird, wenn kein männliches Hormon, das Testosteron, gebildet wird. Daher kann man bei dem betroffenen Patienten das Problem nur durch 1. der Herausnahme der Steine und 2. zusätzlich durch eine möglichst gleichzeitige Kastration zu 100 % lösen. Eine Fütterungsumstellung bringt überhaupt nichts! Die genaue Pathophysiologie dieser als „androgenbedingten Cystinurie“ bezeichneten Krankheit ist noch unbekannt und wird noch erforscht.

    Für weitere Informationen schauen Sie doch bitte auf die Internetseite des Genetischen Instituts der Uni Bern https://www.genetics.unibe.ch/…ohrlaender/index_ger.html
    oder wenden sich für weitere Auskünfte an mich, da ich seit längerer Zeit mit Prof. Leeb als Irish Terrier Besitzer, prakt. Tierarzt in eigener Praxis (mit wissenschaftlicher Vorerfahrung an einem Max-Planck-Institut) zusammen arbeite und sowohl mit der Theorie als auch der praktischen Umsetzung der Cystinurie aufgrund vieler von mir betreuter Fälle vertraut bin.


    Dr. Ulrich Merschbrock

    Prakt. Tierarzt

    Schafhausener Str. 40, 52525 Heinsberg


    info@tierarzt-merschbrock.de



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